AGFNZ – Geschichtsblog des Monats November 2010

Erstaunlicherweise tauchen in den letzten Monaten immer mehr Weblogs in der Geschichtsblogosphäre auf: solche von Einzelpersonen aber auch solche von Gruppen und Institutionen. Zu letzterem zu zählen ist das im September eröffnete Weblog der Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit (AGFNZ) des deutschen Historikerverbands. Das Weblog ist Teil des Webauftritts der AGFNZ, der das Fachgebiet und die AG vorstellt und Informationen zu Studienmöglichkeiten und zur Behandlung der Epoche in der Schule anbietet. Allerdings sucht auch dieses Weblog ein wenig nach seiner Bestimmung, scheint sich also gut einzufügen in die hier auch schon behandelte Diskussion zur Frage, was Geschichtsblogs sind, sein könnten oder sein sollten.


Das wird schon in der Ankündigung des Weblogs erkennbar. Da heisst es bezüglich der Zielsetzung:

„Zuallererst: nicht langweilen. Ein lebendiges und buntes (ja: bebildertes) Kaleidoskop des Fachs ist nichts, wofür man sich schämen müsste.“

Das ist für eine etablierte Gruppe wie die AGFNZ doch ein sehr zurückhaltend formuliertes Ziel und wirft (auch hier) Fragen auf nach dem Status von Weblogs in der (geschichts-) wissenschaftlichen Community. Weiter wird der Anspruch genannt, als Gruppen-Weblog Teil der Idee des Web 2.0 zu entsprechen, mithin den wissenschaftsinternen Austausch zu pflegen, und darauf hingewiesen, dass sich das Weblog explizit nicht als Konkurrenz zu H-Soz-Kult versteht und beispielsweise ebenso explizit auf Buchbesprechungen verzichtet. Bescheidenheit in Ehren und zugleich alles Verständnis dafür, sich nicht mit zu grossen Zielen selbst überfordern und der Lächerlichkeit preisgeben zu wollen – aber wäre eine solche AG des Historikerverbands denn nicht grundsätzlich eine geeignete Trägerschaft, um die wissenschaftliche Expertise zum entsprechenden Fachgebiet in einem Weblog zu versammeln?

Das Ergebnis ist eine recht breite Palette an Einträgen, die die allgemeine Überlegungen zur Rolle von Weblogs spiegeln, über die stiefmütterliche Behandlung der frühen Neuzeit in der Schule nachdenken, aber vor allem mit bebilderten Beiträgen zu e-Publikationen, Ausstellungen oder Digitalisierungsvorhaben oder mit verschiedenen Mitteilungen rund um Themen, Institutionen, Anlässe oder Quellenbestände der titelgebenden Epoche aufwarten, die man – durchaus wertschätzend – als „vermischte Meldungen“ kennzeichnen könnte. Hier lotet das Weblog der AGFNZ die Möglichkeiten eines, wie es Karl-Heinz Schneider formuliert hat, „digitalen Nachrichtenboards“ aus.

Formal lassen ein paar Kleinigkeiten des ansonsten ansprechenden Auftritts noch einige Wünsche an das AGFNZ-Weblog offen. In der Hauptansicht folgen die einzelnen Einträge teilweise recht dicht aufeinander, sodass der flüchtige Blick nicht sofort erkennt, wo die Beiträge beginnen. Zudem sind die Beiträge in der Hauptansicht leider nicht datiert, was die Orientierung darüber, was in letzer Zeit publiziert wurde, erheblich vereinfachte. Schade auch, dass viele Beiträge von der anonymen „Redaktion“ publiziert werden. Gerade weil hier verschiedene Mitglieder der Gruppe publizieren, beitet die namentliche Zeichnung die Möglichkeit, Transparenz zu schaffen und zugleich die Entwicklung von unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten und persönlichen Interessenprofilen anzubahnen, was für die Leserinnen und Leser eine hilfreiche Orientierung darstellen kann.

Insgesamt ist der AGNFZ ein interessanter Versuch, als institutionell etablierte Gruppe ein Weblog zu betreiben. Das darf (in dieser Form) als Premiere gelten. Bislang hat sich als Gruppenblog erst Archivalia etablieren können ((wobei anzufügen bliebe, dass die überwiegende Mehrzahl der Einträge von Klaus Graf und Thomas Wolf stammen)), sieht man von den phasenweisen Ausweitungen der Blogger-Beiträgerschaft des hiesigen weblog.histnet.ch einmal ab.

Eckdaten
Titel: weblog agfnz
URL: http://agfnz.historikerverband.de/
Feed: http://www.histinst.rwth-aachen.de/ext/agfnz/?feed=rss2
Autor/innen (bzw. Redakteur/innen): Diverse (Verantwortlich: Christine Roll)
Region: D
Frequenz: mehrmals wöchentlich

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