HOK Lesen: Quellen: Viral Spots

Eine interessante Quellengattung, die auch den Bedarf an medientheoretischer Durchdringung der geschichtswissenschaftlichen Betrachtung der Neuen Medien, bzw. der ICT (Information and Communication Technologies) noch einmal vor Augen führt (die hier sicherlich sehr reizvoll wäre), sind die Viral Spots. Dabei handelt es sich um Kurzfilme, die Werbespots, aber auch Amateurvideos oder Filmtrailer effektvoll nachahmen und meist in obszöner, makabrer oder sarkastischer Art überzeichnen – und sich gerne im Grenzbereich des guten Geschmacks (und gleich auch jenseits der politischen Korrektheit) platzieren. Sie erreichen im Mund-zu-Mund-Verfahren (oder besser: Mailbox-zu-Mailbox-Verfahren) eine immense Breitenwirkung. (Tagesanzeiger, 13.3.2006: Freche Verwandte der Flimmerkiste)

Quellenkritisch relevant ist der Umstand, dass die Urheber oft nicht zu eruieren sind. Manchmal sind es die Werbefirmen grosser Unternehmen, die sich durch die virale Verbreitung der Clips (Viral Marketing) einen besseren Werbeeffekt erhoffen, manchmal sind es Parodien von kunstvollen Tüftlern. Es können auch veränderte Originalwerbungen sein, mit zusätzlichen Einblendungen oder Sprachspuren. Das Wesen der Viral Spots bedingt, dass die Ursprünge bewusst im Dunklen gelassen werden – was eine besondere Herausforderung bei der Interpretation dieser Quellen darstellt. Sei dies eine gar makabre Autoreklame mit Terrorist oder eine heikle, pädophile Filmtrailer-Variation von Brokeback Mountain, zusammengefügt aus Filmschnippseln des 80er-Kultfilmes Back to the Future.

Gerade in den Zusammenstellung etwa auf der Website boreme.com verwischen die Grenzen zwischen echten Amateur-Aufnahmen, Schnippseln von Fernsehprogrammen, witzigen oder provokanten „echten“ Werbespots und den Parodien.

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