„Das Ende von H-Net“ – oder: Der Griff ins Wespennest

Ja, da hat Kollege T. Mills Kelly doch für einige Aufregung gesorgt, als er in seinem Weblog darüber sinnierte, ob das H-Net nicht vielleicht seinen Zenit überschritten habe. Er begründete seine Ansicht mit Erfahrungswerten, die mir plausibel erscheinen, auch wenn sie nicht granitharte empirische Beweiskraft besitzen. Die Mail-Flut verleidet uns allen, und vermutlich ist wahr, dass für viele jüngere Net-Citizen eMails nichts weiter sind als „just a convenient way to get in touch with old people“. Autsch.

An die Stelle der Mailing-Listen werden, so vermutet Kelly, die Weblogs als Medium wissenschaftlichen Austausches treten. Aber so einfach lassen sich die „alten Leute“ eben nicht auf s Altenteil schicken. Und die Reaktionen überraschen doch in ihrer , sagen wir: emotionalen Heftigkeit. Vor allem die Mailing-List -Befürworter, die zwar den wissenschaftlichen Ton von Mailing-Listen als Killerargument für dies e anführen, schlagen doch zuweilen einen ziemlich unwissenschaftlichen Ton dabei an. Emotionalität ist doch für Blogs reserviert, so habe ich jedenfalls Herrn Bolz verstanden…?

Nun ist zugegebenermassen dieser Beitrag mit seinem sarkastischen Unterton auch nicht grade ein Parade-Beispiel für den wissenschaftlichen Ton, um den wir (insbesondere mein Kollege Haber) uns hier doch regelmässig bemühen. Aber es müsste doch möglich sein, darüber zu sinnieren, ob Mailinglists (diese 90er-Jahre-Ikonen wissenschaftlicher Kommunikation) noch eine zeitgemässe Form der wissenschaftlichen Austausch es sind, bzw. wie lange sie es noch sind, wenn sich die Mediengewohnheiten des akademischen Nachwuchses sich verändern – und diese Veränderungen sich nicht über Jahrzehnte hinziehen, sondern über wenige Jahre. Blogs als „unwissenschaftlich“ zu diskreditieren, wird genauso wenig bringen, wie das Zitieren aus Wikipedia zu verbieten. Ich meine, dies führt nur zu unnötigen Gräben, die zunächst einmal die „jungen , unzivilisierten Wilden“ vom wissenschaftlichen Diskurs abschotten mag (der ja auch nicht immer so zivilisiert ist) – sich irgendwann aber gegen die etablierten , traditionellen Wissenschaftseliten wenden wird, weil sich diese von den Diskursen, bzw. den Medien, in denen sie stattfinden, ausgeschlossen haben.

Es sind eine ganze Reihe von Blogeinträgen bei Kelly’s Blog Edwired (Unser Blog des Monats im April 2007), der sich nicht nur genötigt sah, sich gegen Vorwürfe zu verteidigen (aber auch Fragen zu beantworten und ernsthafte Repliken zu verdanken), sondern auch seinen CV im Blog-Impressum zu hinterlegen.

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