Eine unbequeme Wahrheit

In der Schweiz berichten die Morgennachrichten nur über ein Thema: Hochwasser. Nicht nur Keller werden überschwemmt, Brücken beschädigt und Sandsäcke aufgeschichtet, die ganze restliche Welt scheint vom Regen weggespült zu werden. Klar, da stellt sich die Frage nach dem Klimawandel und nach dem Beitrag der digitalen Medien und damit auch dieses Weblogs zum Klimawandel. Wieviel CO2 wird durch das Lesen dieses Posts in die Erdatmosphäre ausgestossen?

Eine Abfrage bei Google soll 11 Watt Strom verbrauchen. So zumindest vermeldeten die Medien vor einigen Wochen und verwiesen auf eine Studie des Berliner Webhosting-Unternehmens Strato AG. Dieses tut auf der eigenen Website zwar stolz sein Anliegen kund, seine Dienste in Zukunft CO2-neutral (nämlich mit Strom aus erneuerbaren Ressourcen) zu erbringen – von Google ist da aber nirgends die Rede, aber immerhin ein Link zu einer Studie des Beratungsunternehmens Gartner. Dieses geht davon aus, dass zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses durch die IT-Industrie erzeugt wird.

Das klingt einerseits nach wenig und zugleich nach viel. In die Zahl fliessen die gesamten Kosten von Hardware-Herstellung und Netzdienstleistungen ein. Und ausserdem darf man nicht vergessen, dass IT auch CO2 einspart, weil durch Kommunikation Mobilität eingespart wird! (Auch so eine Legende, die sich seit Jahren in der Diskussion hält).

Immerhin, eine Studie von Jonathan Koomey vom Lawrence Berkeley National Laboratory macht konkrete Aussagen über den Stromverbrauch der Server-Infrastruktur in den USA und auf der ganzen Welt (wobei nur ein Teil davon für Internet-Dienste eingesetzt werden, der Rest ist für Forschungszwecke oder vor allem in Betrieben und Institutionen für interne Server-Anwendungen im Einsatz). Er schätzt, dass für den Betrieb aller Server dieser Welt die Stromproduktion von 14 Eintausend-Megawatt-Kraftwerken nötig ist. Zwei Bemerkungen dazu: die Hälfte der Energie wird für die Kühlung der Geräte benötigt. Und: Die Server von Google (schätzungsweise 450 Tausend weltweit) sind (aus erhebungstechnischen Gründen) in dieser Berechnung gar nicht miteingeschlossen.

Google selber stellt sich der Klimaverantwortung, will energieeffizientere Server entwickeln helfen und betreibt mit der Stiftung google.org verschiedene Projekten (zum Beispiel Tests von Hybrid-Fahrzeugen) zum Schutz des Klimas.

Und wem die Rechnerei über Klimakonsequenzen von Internet-Nutzungen zu anstrengend geworden ist, findet auf (zu Google gehörenden) Videoportal YouTube ausreichend Filmmaterial zum Thema unconvenient truth, um sich ein wenig abzulenken und darauf zu warten, dass es aufhört zu regnen.

P.S. Was das mit Geschichte zu tun hat? Jedes Klimadiagramm mit der Entwicklung des CO2-Ausstosses ist eine historische Aussage. Sogar mit explizitem Gegenwartsbezug. Ausserdem dürfen sich auch Historiker/innen mit den Umweltauswirkungen ihres Tuns befassen, oder?

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