Wikis in Education: kleine Literaturübersicht

Wie kann man Wikis im Unterricht, bzw. in der Lehre einsetzen? Dazu gibt es schon eine ganze Reihe von Vorschlägen und auch erste Erfahrungsberichte. Einen guten Einstieg bietet die Liste von Wolfgang Neuhaus in seinem Blog Mediendidaktik (via Blog Geschichte und Neue Medien). Ergänzend möchte ich noch auf zwei neuere Artikel von Piotr Konieczny ((Konieczny, Piotr: „Wikis and Wikipedia as a Teaching Tool“, in: International Journal of Instructional Technology And Distance Learning, 2007, Nr. 1 (http://www.itdl.org/Journal/Jan_07/article02.htm [13.4.2007]).)) und Kevin Parker ((Parker, Kevin R.; Chao, Joseph T.: „Wiki as a Teaching Tool“, in: Interdisciplinary Journal of Knowledge and Learning Objects 3 (2007) (http://ijklo.org/Volume3/IJKLOv3p057-072Parker284.pdf [25.5.2007]).)) hinweisen.

Beide Artikel spiegeln den aktuellen Kenntnisstand zum Thema und verarbeiten sehr viel aktuelle Literatur. Sie eignen sich daher auch als Einstieg ins Thema.

Parker schildert verschiedene? Nutzungsmöglichkeiten von Wikis in Unterrichts- und Bildungssituationen und nennt insbesondere das Einüben von Schreibkompetenzen, aber auch den Einsatz für das Distanzlernen. Zudem geht er auf Unterschiede von Weblogs und Wikis ein.

Konieczny ist ein aktiver Wikipedianer. Daher geht er in seiner Darstellung auch auf Möglichkeiten ein, Wikipedia im Unterricht einzusetzen, bzw. die aktive Beteiligung an Wikipedia zum Bestandteil des Unterrichts zu machen. Ausserdem beschreibt er ausführlich am Beispiel von Wikipedia, wie ein Wiki funktioniert.

Zu den Einsatzmöglichkeiten von Wikipedia im Unterricht (als konkretes Beispiel für ein Wiki-Projekt) sind auch der Artikel von Andrea Forte ((Forte, Andrea; Bruckman, Amy: „From Wikipedia to the classroom: exploring online publication and learning“, in: Barab, Sasha A. (Hg.), Proceedings of the 7th international conference on Learning sciences 2006, Bloomington: International Society of the Learning Sciences 2006, S. 182–188.)) und Oliver Bendel ((Bendel, Oliver: „Wikipedia als Methode und Gegenstand der Lehre“, in: Hildebrand, Knut (Hg.), Social Software, Heidelberg: dpunkt.verlag 2006, S. 82-88.)) zu nennen. Ich verweise auch auf den (kommenden) Blog-Eintrag zu den Erfahrungen in den Lehrveranstaltungen „Geschichtslernen mit Wikis und Wikipedia“ und „Schreiben für Wikipedia

Wer einen kurzweiligen Vortrag vorzieht, kann sich auch eine Aufzeichnung von Beat Döbelis Auftritt „Wiki und die starken Potenziale“ anlässlich der Tagung „Web 2.0 in der Schule“ an der PH Schwyz am 23. März 2007 zu Gemüte führen.

9 Gedanken zu „Wikis in Education: kleine Literaturübersicht“

  1. So hilfreich solche Übersichten auch sind, hoffe ich, dass sich die Diskussionen bald einmal ausdifferenzieren und Schule und Universität nicht immer in einen Topf geworfen werden. Was die Lehrer mit Wiki in der Schule treiben ist für die universitäre Lehre doch nur von sehr eingeschränktem Nutzen.

  2. Lieber Peter, natürlich sehe ich auch Unterschiede zwischen Schule und Universität, aber für mich sind die von beiden Institutionen nutzbaren Potenziale von Wikis in Schule und Hochschule grösser als die Unterschiede (wenn es nicht grad um den Wikieinsatz in der Primarschule geht). Wo siehst Du denn diesbezüglich die grosse Andersartigkeit von universitären Lehrveranstaltungen?

  3. Lieber Beat Döbeli, Vielleicht muss ich etwas differenzieren: Ich würde gerne zwischen Wiki-Systemen und Wikipedia unterscheiden. Mit Wiki-Systemen meine ich Software, die ein transparentes (d.h. mit Versionen versehenes) kollaboratives Arbeiten im Netz ermöglichen. Wikipedia ist eine Anwendung, die mit einem ganz bestimmten Anspruch auf einem Wiki-System läuft. Jan Hodel hat in seiner hilfreichen Übersicht zwar vor allem Wiki-Systeme im Visier gehabt, hat aber auch auf Erfahrungsberichte mit Wikipedia verwiesen (ich meine meinen eigenen Kurs im letzten Semester).

    Bei den Wiki-Systemen hast Du sicherlich recht: Es gibt keinen grossen Unterschied zwischen Schule und Universität. Beim Umgang mit Wikipedia sehe ich aber eine grosse Differenz: In der Schule dürfte es vor allem darum gehen, den Schülerinnen und Schülern den Umgang mit Wikipedia als Informationsquelle beizubringen. An der Universität ist das zwar auch ein Thema, aber es gibt hier auch noch weitere Fragestellungen. Universitäten bilden aus, indem sie die Studierenden an die Forschung heran führen. Das bedeutet, dass an der Universität Wikipedia vor allem auch als ein möglicher Veröffentlichungskanal Thema sein sollte.

    In der Schlussdiskussion meines Kurses, an der neben Nando Stöcklin auch Jan Hodel teilnahm, ging es unter anderem auch um die Frage, ob man nicht wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten (also Seminararbeiten etc.) in Wikipedia einpflegen sollte. Denkbar wäre es sogar, dass Studierende in einzelnen Lehrveranstaltungen nicht Seminararbeiten, sondern Wikipedia-Beiträge abliefern und einpflegen. Das sind nun aber meiner Meinung nach Fragestellungen, die für Schulen und Fachhochschulen vermutlich eher von geringer Relevanz sind (aber ich könnte mich ja auch täuschen ….).

    Vielleicht ist das ja auch alles noch Zukunftsmusik, aber ich hoffe, dass sich die Diskussionen bald schon in eine solche Richtung ausdifferenzieren und wir dann auch in der universitären Ausbildung neue Modelle des kollaborativen Arbeitens ausprobieren können.

    Ich glaube, dass der Dialog zwischen Schule und Universität gerade auch in diesem Kontext spannend und fruchtbar sein kann!

  4. Lieber Peter, wenn Du von WikiPEDIA und nicht von Wiki sprichst, dann sehe ich den Unterschied von Schule und Universität sehr wohl. Ich ändere somit Deinen Satz im Geiste: „Was die Lehrer mit WikiPEDIA in der Schule treiben ist für die universitäre Lehre doch nur von sehr eingeschränktem Nutzen.“ 😉

  5. (Ich sollte den Satz ja eigentlich gleich in meinem ersten Kommentar ändern, aber dann wird unsere Diskussion für die Nachwelt nicht mehr nachvollziehbar – das können wir uns in einem geschichtswissenschaftlichen Weblog nur schlecht erlauben …)

  6. Liebe Kollegen
    Ich sehe das ein wenig anders. Es ist ja kein Zufall, dass meine Lehrveranstaltung „Geschichtslernen mit Wikis und Wikipedia“ hiess.
    a) Schüler/innen und Schüler werfen Wiki und Wikipedia zum grossen Teil in einen Topf. Nicht, weil sie zu dumm wären, oder sie nicht gehört hätten, dass es da einen Unterschied gibt, sondern weil das für sie keine Rolle spielt. Warum auch, sie haben ja eh nie mit Wikis zu tun – ausser bei Wikipedia. Und ehrlich: für 99 Prozent ist es wurscht, ob Wikipedia auf der Technik eines Wikis basiert. Es ist einfach ein Website, wo man Infos herkriegt. Punkt.
    b) Wenn man Wikipedia verstehen will, sollte man das Prinzip von Wikis verstehen. Um das Prinzip von Wikis zu verstehen, kann es lohnend sein, dies am Beispiel von Wikipedia zu erläutern. Das gilt für Schule und für Hochschule.
    c) Die Differenzierung findet meiner Ansicht nach auf inhaltlicher Ebene statt. Auf Hochschul-Ebene wird den Studierenden mehr oder weniger subtil abgewöhnt, sich auf beim Lernen auf das Wikipedia-Wissen abzustützen. Bei Schüler/innen hingegen ist das nicht nur voll im Trend, es wird von vielen Lehrpersonen sogar unterstützt.

    Also. Was hat nun Schule mit Hochschule zu tun??
    a) Die Studierenden kommen in die Hochschule mit dem, was sie in der Schule gelernt haben. Matur heisst ja Hochschulreife. Da gibt es schon eine Verbindung, meinte ich. Und zwar sowohl im Bezug auf Wikis wie im Bezug auf Wikipedia.

    b) Die Studierenden werden später Lehrer/innen, die Schüler/innen unterrichten oder Journalisten, die vielleicht in der NZZ, vielleicht aber auch in 20 Minuten oder in einem Lokalblatt oder in einem Online-Portal schreiben, das die Schüler/innen sich zu Gemüte führen.

    Es ist eben nicht so, dass an der Universität nur die Forscher-Elite von morgen ausgebildet wird und das gar nichts mit Schule zu tun hat. Dabei ist mir schon klar, dass eine Doktorandin oder ein Mitarbeiter in einem Nat-Fonds-Projekt andere Bedürfnisse hat, was den Einsatz von Wikis angeht, und sich anders zu Wikipedia verhält, als dies Schüler/innen tun. Und dass von Studierenden ein anderer Umgang mit Wissen erwartet werden darf als von Schüler/innen. Aber es gibt neben Trennendem auch Verbindendes.

    Ok, wenn das geklärt wäre, bin ich auch gerne bereit, in Zukunft wieder besser zu differenzieren und eindeutiger die Klientel der „Hochschul-Angehörigen“ (oder der „schulisch Tätigen“) zu bedienen.

  7. Lieber Jan,

    Ich verstehe Deine Argumentation, finde Sie aber nicht nur problematisch, sondern – konsequent durchgedacht – auch ziemlich verheerend für die Universitäten. Wenn wir von Studierenden nicht erwarten können, dass sie Wiki-Systeme von Wikipedia unterscheiden, das heisst, dass sie Struktur und Inhalt bitteschön nicht vermischen sollen, dann haben wir ein ziemlich ernsthaftes Problem. Ich denke, dass wir soviel Medienkompetenz und analytischen Scharfsinn von einem jungen Menschen, dem die Hochschulreife qua Matur attestiert wurde, erwarten sollten und erwarten können.

    Und sicherlich ist es nicht so, dass wir an der Universität (nur) die Forscher-Elite von morgen ausbilden, aber es ist dezidiert nicht so, dass wir hier eine Berufsausbildung für Journalisten, Lehrer oder was auch immer veranstalten. Zumindest nicht in den Geisteswissenschaften. Wenn wir nicht einmal an diesem Zipfelchen Humboldt’schem Ideal festhalten dürfen, dann können wir die Universitäten und Fachhochschulen zusammenlegen. Das mag für viele eine Lösung sein, ich bin aber überzeugt, dass es beide Systeme braucht – die Grundlagenforschung im Sinne einer Nicht-Nutzungsorientierung an den Universitäten und eine angewandte Forschung, die sich an Nutzen (sprich: etwa Berufsaubildungen) orientiert oder orientieren kann.

  8. Ok ok, lieber Peter, schalten wir mal einen Gang zurück: Was die Anforderungen und Erwartungen an Studierende betrifft: d’accord. Und auch ich halte das Humboldt’sche Ideal hoch – übrigens durchaus auch für andere universitäre Fächer als die Geisteswissenschaften.

    Mir ging es ja gerade darum, zu zeigen, dass die angesprochene Medienkompetenz (und gerne auch der Scharfsinn) gerade eben in der von Dir ja der Matur/dem Abitur zugesprochenen Hochschulreife enthalten sein sollte. Aber genau da ist doch das Scharnier zwischen Schule und Hochschule. Was die Maturand/innen sich nicht angeeignet haben, können sie als Studierende nicht mitbringen, bzw. müssen sie im Studium „nachlernen“. Diesen Zusammenhang wollte ich zeigen. Die Medienkompetenz kommt nicht („zack“) mit dem Einschreiberitual an der Universität. Und auch die Einführungsproseminare bieten nur rudimentäre Grundlagen, sie setzen im Gegenteil schon recht viel an Grundwissen voraus. Zurecht.

    Bon. Und dass die Universität nicht eine Berufsausbildungsstätte für Journalist/innen oder Lehrer/innen sein soll: ok, das sehe ich auch so. De facto arbeiten aber eine Menge Historiker/innen nach dem Abschluss als Journalist/innen und auch als Lehrer/innen (auch ohne – an der Universität erworbenes (!) – Oberlehrerpatent). Und da wenden Sie das an der Universität erworbene Wissen an. Darauf wollte ich hinweisen.

  9. D’accord. Was Hänschen nicht begreift, wird auch der Hans nicht mehr in seinen Kopf kriegen. Ich bin sehr dafür, dass Kinder und Jugendliche früh lernen, mit all dem Zeug im Netz umzugehen. Kritisch umzugehen. Deshalb schätze ich auch die Arbeit der Medienpädagogik sehr, die an diesem Punkt ansetzt.

    Der Ausgangspunkt unserer Debatte war aber, dass der Einsatz von Wiki-System und insbesondere von Wikipedia zwischen Schule und Universität sehr divergiert, weil – so mein Einwand – der Anspruch an die Ausbildung ein ganz anderer ist. Zumindest in der Theorie.

    Dass wir in der Praxis dann doch auch Journalisten und Lehrer ausbilden, ist nicht weiter tragisch. Problematisch wird es nur, wenn wir nur noch und grundsätzlich und in erster Linie – und vor allem unhinterfragt – Lehrer und Journalisten ausbilden. Denn dann sollten wir das Schild, auf dem «Universität» steht, von unseren Türen abschrauben.

    Und da will ich gar nicht einen Gang zurück schalten, lieber Jan, denn so viel Zeit bleibt uns nicht, bis wir die Schraubenzieher holen müssen.

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