iPhone: Hype oder Vision? (Update)

Gestern stellte Apple das iPhone vor: Steve Jobs Idee von „Mobile communicating for the rest of us“. So what – Selbstdarstellung eines notorischen Techno-Egomanen! Oder doch Ankunft eines neuen Paradigmas der mobilen, allgegenwärtigen Kommunikation?

Schwer zu sagen, solange das Gerät nur in (allerdings anregenden) Flash-Filmchen betrachtet werden kann. Bemerkenswert ist einerseits der konsequente Verzicht auf jegliche Tasten: das Gerät wird ausschliesslich über den berührungsempfindlichen Bildschirm gesteuert. Die Navigation erscheint intuitiv, aber wie praxistauglich ist die virtuelle Tastatur für Texteingabe?

Jedenfalls erscheint der Zugang zu internet-basierten Diensten (von Suchmaschinen, über GoogleMaps bis hin zu – ja, Weblogs) verblüffend einfach. Und das hat wohl auch Konsequenzen für die Bildungs- und Forschungslandschaft: Im Archiv mal eben ein e-Mail an eine Kollegin zu einer Fachfrage (natürlich im Anhang ein mit der eingebauten Kamera geschossenes Foto zum fraglichen Dokument)? In der Vorlesung schnell eine Online-Abfrage in einem Fachportal (oder in Wikipedia halt) zu einem Stichwort, das die Professorin eben beiläufig erwähnte (falls nicht – sehr eindringlich – darum gebeten wurden, auf den Gebrauch von Mobilgeräten während der Vorlesung zu verzichten)? Oder im Geschichtsunterricht eine Aufgabenstellung: „Bitte vergleichen Sie die Rezensionen zur neusten Publikation von XY auf clio-online.de und auf zeit.de„?

Nun, die Mobilanbieter reiben sich schon kollektiv die Hände: da werden die Kassen klingeln… Immerhin kann das iPhone automatisch auf Wifi-Empfang umschalten. Aber auch das Gerät selber ist (noch?) so teuer, dass mit einer Klassenaustattung locker zwei Monatslöhne der Lehrperson bezahlt werden könnten.

Und kann so ein Gerät einen PC ersetzen – wie beispielsweise Micro-PC’s oder Tablet-PC’s? Wie ist es mit Texterfassung, Präsentationen, Drucken? Das iPhone hat als Betriebssystem OS X: folglich müssten da auch Programme darauf zu portieren sein, die auf einem Mac laufen – und da gehören Office-Programme dazu.

Was nun: Hype oder Vision? Schwer zu sagen. Aber vielleicht ist die iPhone-Präsentation ein Anlass, die Nutzungs- und Einsatzmöglichkeiten von mobilen Elektronik-Geräten auch für Bildung und Forschung zu überdenken.

Update (11.1.2007): Nun da der Rauch sich etwas verzogen hat, einige Ergänzungen: Was alles problematisch und ungeklärt ist beim iPhone (abgesehen vom Namen, der Gegenstand einer Klage geworden ist) erläutert der Artikel bei CNet „A Heavy Load For the iPhone to Bear“ (zum Beispiel, dass eine zweihändige Bedienung (eine zum Gerät halten, eine zum Eingeben/Navigiern erforderlich ist und, dass nicht klar ist, welche OS X Programme wie auf das iPhone portiert werden können). Auch die Süddeutsche ist unschlüssig, was sie von dem Ding halten soll. Nicht vergessen sollte man allerdings, dass auch beim iPod die Reaktionen eher lau waren: nix Neues, können andere Player auch oder sogar besser, zu teuer. Klar, es gibt auch andere Smartphones und neuerdings auch Mini-PC’s (wie den eben vorgestellten oqo), die mit beeindruckenden Leistungen überzeugen. Dennoch, die visionäre Kraft des iPhones liegt darin, dass es eine Vorstellung davon vermittelt, wie in Zukunft unsere Kommunikationsgewohnheiten aussehen könnten (Wired: iPhone: Calling the Future).

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