Archiv, Speicher, Gedächtnis

Semesteranfang. Leichte Nervosität, hektische Vorbereitungen bis spät in die Nacht. Fast 90 Studierende hatten sich bis gestern für mein Seminar «Archiv, Speicher, Gedächtnis» am Institut für Medienwissenschaft der Uni Basel angemeldet, für rund fünfzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat es Platz im Seminarraum.

Ein Seminar mit neunzig Teilnehmenden? Nein, das bringt nichts und deshalb hatte ich rechtzeitig umdisponiert und beschlossen, die Veranstaltung dreigleisig zu fahren: mit Präsenzunterricht, Gruppenarbeiten und mit einem eigens eingerichteten Weblog.

Heute morgen dann die erste Sitzung: Knapp die Hälfte der eingeschriebenen Studierenden war da, ob die anderen noch kommen werden, weiss ich nicht. Ideal wären 40 bis 50 Teilnehmende, denn ich habe neun thematische Blöcke vorgesehen. Zu jedem Thema werden wir nächste Woche eine Gruppe bilden, die dann autonom arbeiten wird. In drei Wochen wird es wieder eine Plenarsitzung geben, in der jede Gruppe vorstellen wird, mit welchen Texten sie arbeiten möchte und wo es noch Probleme gibt.

Dann folgt wieder eine Phase mit Gruppenarbeiten und Mitte Semester gibt es dann Zwischenberichte. Jede Gruppe soll in rund 10 bis 20 Minuten Thesen zu den gelesenen Texten präsentieren, über die dann die anderen Seminarteilnehmenden im Weblog berichten werden. Ende Semester dann folgen die Schlusspräsentationen und wieder dazu die Berichte aller Teilnehmenden.

Wenn alles klappt, dann werden bei 50 Teilnehmenden rund 100 Texte im Weblog sein, zudem die Handouts der Gruppen und – allerdings nicht öffentlich zugänglich – die Arbeitsprotokolle.

Es ist ein Experiment. Der Versuch, aus der Not der überbelegten Seminare eine Tugend zu machen und die Diskussionskultur des Seminars vom überfüllten Seminarraum in den digitalen Raum zu ziehen. Gleichzeitig werden die meisten Beiträge öffentlich sein – eine neue Erfahrung für die meisten Studierenden, wie meine entsprechende Frage heute morgen ergeben hat.

Viel Neues also für die meisten: Ein neues System (nur wenige haben bereits Weblog-Erfahrung), eine neue Schreibsituation und – last but not least – auch ziemlich neue Themenfelder. Denn entgegen den Erwartungen (oder vielmehr Befürchtungen) einiger Teilnehmenden habe ich «Archiv, Speicher, Gedächtnis» ganz und gar nicht auf die gegenwärtigen Diskussionen rund um das Internet beschränkt, sondern wir werden uns quer durch die Disziplinen hindurch arbeiten von Freud, Foucault und Derrida bis zur klassischen Archivwissenschaft und zu Aleida Assmann.

Auch das: ein Experiment. Keine Tiefenbohrungen, sondern der Anspruch, Übersicht zu schaffen, Orientierung zu vermitteln. Was nach zwanghafter Bologna-Kompatibilität tönt, hat allerdings ganz andere Intentionen. Ich möchte mit meinen Lehrveranstaltungen als Historiker bei den Medienwissenschaften ganz bewusst Brücken bauen und das Gespräch über die Disziplinen hinaus anregen. In den bisherigen Seminaren hat das eigentlich immer recht gut funktioniert. Ob es auch heuer gehen wird, wird selbstverständlich in diesen Spalten regelmässig nachzulesen sein.

Oder aber gleich im Weblog von Archiv, Speicher, Gedächtnis: Hier der Link für den RSS-Feed des Seminars (und hier noch der Link zu den Kommentaren).

3 Gedanken zu „Archiv, Speicher, Gedächtnis“

  1. Kollega Hodel, bitte übernehmen Sie! Wir können die Kollegen in Bern auf keinen Fall ausschliessen und ich hatte das Problem mit den nicht funktionierenden Feed-Links ja auch schon einmal beobachtet. Eventuell helfen, bis Kollega Hodel sich aus seiner Schreibstube meldet, folgende Notlösungen: Beiträge Kommentare. Und: Es geht erst nächste Woche los, da die Studis ihre Zugangsdaten noch gar nicht haben.

  2. Nun, ich will ja keine Nabelschau betreiben, daher belästige ich die werte Leser/innenschaft nicht mit Gründen für mein langes Schweigen; kurzum: der Feed-Link funktioniert möglicherweise nicht, weil nur Rubriken/Tags vorhanden sind, aber keine Permalinks zu einzeln identifizierbaren Posts. Ist aber nur eine Vermutung.

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